Das Video „Die verbotene Bildung“ wurde von Juan Tomás Alonso Nieto zusammengefasst und von Thomas Lozano übersetzt. Das ist der Link zum Originalvideo: www.educacionprohibida.com.
Wir wissen alle, wie wichtig Bildung ist. Im Laufe der Jahre konnten wir beobachten, wie alles versucht wurde, sie zu verbessern und sie an ein bestimmtes zeitliches und kulturelles Umfeld anzupassen. Dennoch stellt sich die Frage: Ist das das geeignetste Bildungsmodell, das gutes Heranwachsen und Lebensqualität gewährleistet?
Mit dieser Frage beginnt die Dokumentation „Die verbotene Bildung“. Anhand von Erläuterungen von Lehrern und Fachleuten, die sich für ein neues Schulmodell aussprechen, und eines Films, in dem sich mehrere Schüler dafür einsetzen, dass das derzeitige Modell geändert wird, zeigt die Doku die Geschichte des Bildungssystems, dessen aktuellen Stand und seine Zukunft. Dabei werden die Schwachstellen des derzeitigen Bildungssystems untersucht und neue Modelle vorgeschlagen.
Am Anfang der Dokumentation wird der Ursprung des heutigen Bildungssystems beschrieben. Die Anfänge der Schulbildung, so wie sie heute angesehen wird (öffentlich, verpflichtend, kostenlos), sind auf das antike Griechenland zurückzuführen. Es dauerte jedoch bis ins 18. Jahrhundert, bis mit dem aufgeklärten Absolutismus das heutige Bildungssystem entstand: Mit dem preußischen Modell, das auf Kasten und Klassen basierte, sollten gehorsame und für den Krieg gewappnete junge Menschen herangezogen werden. Aus diesem Modell haben wir uns sehr viele Ideen für unser heutiges Modell abgeschaut, wie beispielsweise die Benotung, die Klausuren, das „Lob- und Tadel-System“, die Schüler als bloße Zahlen zu betrachten… Es handelt sich hierbei um ein Bildungsmodell, bei dem der Wettbewerb überwiegt und menschliche Werte zweitrangig sind. Dieses Modell hat sich trotz seines absolutistischen Ursprungs unter dem Mantel der Freiheit rund um den Globus verbreitet. Bildung wurde von nun an als mechanischer und administrativer Prozess gesehen, mit dessen Hilfe man Arbeiter heranzog.
Nach diesem historischen Rückblick wird auf das aktuelle Modell Bezug genommen, das als völlig entmenschlichtes System definiert wird, das zur Homogenität tendiert und den Zweck hat, Kinder sich nicht individuell entwickeln zu lassen. Es ist ein selektives und separatistisches System, das bestimmt, welche Kinder die Universität besuchen dürfen und welche sich mit einer undankbaren Arbeit abfinden müssen. Der Fokus liegt darauf, uniformes Wissen zu vermitteln, das für alle gleich ist und die Vorlieben der einzelnen Schüler außer Acht lässt. Darüber hinaus besteht es auf einer strikten und genormten Bildung, bei der die Schüler vorbestimmten Regeln folgen müssen. Damit stellt sich eine weitere Frage: „Was für ein schulisches Umfeld bieten wir derzeit den Kindern?“
Die Art und Weise, in der Kindern etwas beigebracht wird, motiviert sie nicht zum Lernen. Das Lernen wird so zu einem lästigen und schablonenhaften Prozess. Es ist erwiesen, dass wir das Erlernte vergessen, wenn wir es nicht freiwillig erlernen woll(t)en. Außerdem wird deutlich, dass sich die Schule völlig von der sich verändernden Realität abgrenzt, da sich die Lehrmethoden den Veränderungen nicht entsprechend anpassen. Die Doku zeigt, wie Mitte des 20. Jahrhunderts versucht wurde, das Bildungssystem zu verändern, indem man das Lernen zu einem selbstständigen, dynamischen und freien Prozess machen wollte. Dieser Versuch scheiterte jedoch.
Es wurde darauf beharrt, den Lernprozess neu zu strukturieren, wenn sich dieser aufgrund einer Vielzahl von Faktoren, wie Umfeld, persönliche Situation, Gefühle usw., als nicht linear gestaltbar erwiesen hat. Darüber hinaus wird dazu tendiert, das Erreichen bestimmter Lernziele innerhalb eines bestimmten Zeitraums (Schuljahr, Fächer usw.) zu erzwingen, was dem freien Lernprozess und dem persönlichen Lernrhythmus gegenübersteht. Das aktuelle Schulsystem legt den Fokus auf die Ergebnisse (Prüfung bestehen, Zugang zur nächsthöheren Lernstufe erhalten usw.), die wirkliche Motivation jedoch für den Schüler sollte im Lernprozess selbst liegen.
Andere Experten sind der Meinung, dass dieses Bildungsmodell auf der Vorstellung basiert, dass Kinder leere Körper sind und man sie somit nach Belieben formen kann und der Gesellschaft als Forschungsgegenstand dienen,… Die Fähigkeit, zu lernen und sich zu entwickeln, ist angeboren und bedarf keinerlei äußeren Eingriffe, sondern nur eines geeigneten Umfelds. Nichtsdestotrotz basiert das derzeitige Bildungsmodell darauf, dass der Schüler bei seinem Lernprozess vom Lehrer beeinflusst wird, der ihm Restriktionen auferlegt oder ihn bestraft, wenn der Schüler die Lernziele nicht erreicht. Daraus resultiert dann die Angst vor der Schule und die Abneigung gegenüber selbiger. In diesem Zusammenhang wird das Bildungssystem mit der Behaviorismus-Bewegung 1913 verglichen, in der Versuche durchgeführt wurden, das Verhalten von Tieren mithilfe von Angst zu verändern. Für diese Lehrer wäre es der Idealfall, die Kinder nicht motivieren zu müssen, sondern dass die Kinder selbst wählen können, was sie lernen wollen und was ihnen wirklich gefällt. Des Weiteren wird die Furcht der Lehrer erwähnt, dass Freiheit zu Ungehorsam führen würde. Es ist ihnen dabei egal, dass sie den Horizont der Schüler einschränken; sie bevorzugen willenlose Schüler.
In der Dokumentation wird auch über die Rolle der Lehrer diskutiert. Diese sind, wie auch die Schüler, für das System nichts weiter als eine bloße Zahl. Die Lehrer werden für das aktuelle Bildungssystem ausgebildet, bei dem suggeriert wird, sich nicht in die Angelegenheiten der Schüler einzumischen. Außerdem betrachten sie ihren Beruf als Routine. So wie die Schüler die Möglichkeit haben sollten, sich frei zu entfalten, so sollten diese auch die Lehrer haben. Diese sollten nämlich ihre Leidenschaft für ihren Beruf übermitteln und den Schülern zeigen, dass sie es genießen, Lehrer zu sein.
Des Weiteren wird auch über die Rolle der Eltern gesprochen. In diesem Zusammenhang wird erläutert, dass diese die Schlüsselfiguren im edukativen Bereich sind und dass die Schule mit ihnen in Verbindung stehen sollte. Es gibt viele Eltern, die glauben, sie seien nicht fähig, ihre eigenen Kinder zu erziehen und überlassen diese Aufgabe daher den Lehrern, Psychologen,… Somit entsteht eine Kluft zwischen Eltern und Kind, die das Lernen beeinträchtigt. Denn wenn sich ein Kind Zuhause nicht wohl fühlt und unglücklich ist, wird sich das auf seinen Lern- und Entwicklungsprozess negativ auswirken.
Nach den Kommentaren der verschiedenen Fachverständigen wird erwähnt, dass es aktuell viele freie und unabhängige Bildungsprojekte gibt. Dabei handelt es sich um vom staatlichen Bildungssystem abweichende Alternativen, die versuchen, die zuvor erläuterte Ideologie aus der Welt zu schaffen. Ihr Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Schüler mit dem Lehrer auf Augenhöhe stehen, in dem es keine Abgrenzung aufgrund von Altersklassen gibt, sondern jeder Schüler sich in seinem eigenen Rhythmus entwickelt, in dem eine ganzheitliche Bildung vorherrscht, das bedeutet, dass die Bildung nicht in einzelne Fächer aufgeteilt wird, in dem Gefühle, Vorlieben, Vorschläge und Einzelinteressen miteinbezogen werden, und in dem das Selbststudium im Mittelpunkt steht.
Die Dokumentation schlussfolgert aus ihren Quellen, dass es weder eine perfekte Lösung für das Bildungsmodell noch eine perfekte Schule gibt. Das Wichtigste ist, die Lehre an das vorherrschende kulturelle und historisches Umfeld anzupassen und eine Gesellschaft zu schaffen, die die Koexistenz verschiedener Bildungsarten (konventionelle Schulbildung, freie Schulbildung, Heimunterricht usw.) erlaubt und es jedem einzelnen ermöglicht, seinen eigenen Weg zu gehen. Daher ist es notwendig, dass die Tendenz zu neuen Bildungsformen ins Rampenlicht rückt und darüber diskutiert wird. Letztendlich wird deutlich, dass die Grundlage für eine gute Bildung im Respekt, in der Freiheit und der Leidenschaft liegt und dass der Grundstein für eine „lebensbejahende“ Bildung gelegt werden muss.
Schreibe einen Kommentar