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Aktuelle Seite: Start / Politik / Was ist los in Istanbul?

Was ist los in Istanbul?

01/06/2013 By Publisher Kommentar verfassen

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An meine Freunde, die außerhalb der Türkei wohnen:

Ich schreibe heute, um euch wissen zu lassen, was in Istanbul während der letzten fünf Tage geschehen ist. Ich bin es, die darüber schreiben muss, da zum hiesigen Zeitpunkt die meisten Medienkanäle von der Regierung eingestellt wurden. Mundpropaganda und das Internet sind die einzigen uns verbliebenen Wege, um uns auszudrücken und um Hilfe und Unterstützung zu bitten.

In der letzten Maiwoche 2013 fand sich eine Gruppe von Leuten, von denen die meisten keiner speziellen Organisation oder Ideologie angehörten, im Gezi Park von Istanbul zusammen. Unter ihnen waren viele meiner Freunde und Yoga-Studenten. Ihre Beweggründe waren simpel: die bevorstehende Zerstörung des Parks zugunsten der Errichtung eines weiteren Einkaufszentrums mitten im Stadtzentrum zu verhindern und dagegen zu protestieren. Es gibt zahlreiche Einkaufszentren in Istanbul, mindestens eines in jeder Wohngegend! Das Niederreißen der Bäume sollte am frühen Donnerstagmorgen beginnen. Leute kamen mit ihren Decken, Büchern und Kindern in den Park. Sie schlugen ihre Zelte auf und verbrachten die Nacht unter den Bäumen. Am frühen Morgen, als die Bulldozer anfingen, die hundert Jahre alten Bäume aus der Erde zu reißen, traten sie diesen mutig gegenüber, um die Arbeiten zu stoppen.

Sie taten nichts anderes als sich vor die Fahrzeuge zu stellen.

Keine Zeitung, kein Fernsehsender war da, um von dem Protest zu berichten. Es gab ein totales Medien-Blackout.

Doch die Polizei kam mit Wasserwerfern und Pfefferspray. Sie verjagten die Menge aus dem Park.

Am Abend des 31. Mai vervielfachte sich die Anzahl der Demonstranten. Und genauso vergrößerte sich die Anzahl von Polizeitruppen rund um den Park herum. In der Zwischenzeit versperrte die Stadtregierung Istanbuls alle Wege, die hoch zum Taksim-Platz führen, wo der Gezi-Park liegt. Die Metro wurde geschlossen, Fähren gestrichen, Straßen blockiert.

Immer mehr und mehr Leute machten sich zu Fuß auf den Weg hoch zum Stadtzentrum.

Sie kamen aus allen Ecken Istanbuls. Sie kamen aus verschiedenen Milieus, mit verschiedenen Ideologien, verschiedenen Religionen. Sie alle versammelten sich, um die Zerstörung von etwas Größerem als dem Park zu verhindern:

Das Recht als ehrbare Bürger dieses Landes zu leben.

Sie versammelten sich und blieben weiterhin im Park sitzen. Die Bereitschaftspolizei setzte die Zelte der Demonstranten in Brand und griff sie mit Druckwasser, Pfefferspray und Tränengas während einer nächtlichen Razzia an. Zwei junge Leute wurden von den Fahrzeugen überfahren und getötet. Eine andere junge Frau, eine meiner Freundinnen, wurde von einem der geworfenen Tränengaskanister am Kopf getroffen. Die Polizei schoss sie direkt in die Menschenmenge. Nach einer Operation von drei Stunden befindet sie sich immer noch auf der Intensivstation und in sehr kritischem Zustand. In dem Moment, wo ich dies schreibe, wissen wir nicht, ob sie es schaffen wird. Dieser Blog ist ihr gewidmet.

Diese Leute sind meine Freunde. Sie sind meine Schüler, meine Verwandten. Sie haben keine „Geheimagenda“, wie der Staat zu sagen pflegt. Ihre Agenda ist da draußen. Es ist sehr eindeutig. Das ganze Land wird von der Regierung zur Errichtung von Einkaufszentren, luxuriösen Eigentumswohnanlagen, Schnellstraßen, Dämmen und nuklearen Anlagen an Unternehmen verkauft. Die Regierung sucht nach (und erschafft sie, wenn nötig selbst) irgendeiner Entschuldigung, um Syrien gegen den Willen des türkischen Volkes anzugreifen.

Obendrein ist die Kontrolle, die die Regierung über das Privatleben ihres Volkes ausübt, in letzter Zeit unerträglich geworden. Der Staat hat unter seiner konservativen Agenda viele Gesetze und Regelungen verabschiedet, die Abtreibung, Kaiserschnittgeburten, Verkauf und Konsum von Alkohol und sogar die Lippenstiftfarbe von Stewardessen betreffen.

Die Leute, die zum Zentrum von Istanbul marschieren, fordern ihr Recht ein, frei zu leben und Gerechtigkeit, Schutz und Respekt seitens des Staates zu erfahren. Sie fordern, in die Entscheidungsprozesse über die Stadt, in der sie leben, eingebunden zu werden.

Was sie dagegen bekommen haben, sind übertriebene Gewalt und gewaltige Mengen an Tränengas, das direkt in ihre Gesichter geschossen wurde. Drei Menschen haben ihre Augen verloren.

Doch sie marschieren noch immer. Hunderte und tausende Bürger aus allen Schichten schlossen sich nun zur Unterstützung der Demonstranten an. Mehrere Tausende überquerten die Bosporus-Brücke zu Fuß, um die Menschen auf dem Taksim-Platz zu unterstützen. Ihnen begegnete man mit weiteren Wasserwerfern und mehr Pfefferspray, mehr Feindseligkeit. Vier Leute starben, tausende Menschen wurden verletzt.

Keine Zeitung und kein Fernsehsender war da, um von den Ereignissen zu berichten. Sie waren damit beschäftigt, Nachrichten über Miss Türkei und „die seltsamste Katze der Welt“ zu übertragen.

Die Polizei verjagte weiterhin Leute und besprühte sie mit Pfefferspray in einem Ausmaß, dass streunende Hunde und Katzen vergiftet wurden und davon starben.

Schulen, Krankenhäuser und sogar 5-Sterne-Hotels rund um den Taksim-Platz öffneten den Verletzten ihre Türen. Ärzte füllten die Klassenräume und Hotelzimmer, um Erste Hilfe zu leisten. Einige Polizeibeamte weigerten sich, unschuldige Leute mit Tränengas zu besprühen und kündigten ihre Stellung. Rund um den Platz stellten sie Störsender auf, um Verbindungen zum Internet zu verhindern. 3G-Netze waren blockiert. Anwohner und Geschäfte in der Gegend stellten kostenlos WiFi-Verbindungen für die Leute in den Straßen zur Verfügung. Restaurants boten kostenlos Essen und Wasser an.

Menschen versammelten sich in Ankara und İzmir auf den Straßen, um den Widerstand in Istanbul zu unterstützen. Demonstrationen breiteten sich auf andere Städte aus, wo die Bürger auf noch mehr Brutalität und Feindseligkeit seitens der Polizei trafen. Hunderttausende kamen dennoch hinzu.

Mainstream-Medien zeigten weiterhin Miss Türkei und „die seltsamste Katze der Welt.“

***

Ich schreibe diesen Brief, damit ihr wisst, was gerade in Istanbul los ist. Massenmedien werden euch nichts von alledem berichten. Zumindest nicht in meinem Land. Postet bitte so viele Artikel, die ihr im Internet seht, wie möglich und erzählt es weiter.

Ich gehöre keiner politischen Partei an. Ich glaube nicht an Politik. Ich verteidige keine Ideologie und ich stehe auf keiner Seite irgendeines Regimes. Wie viele andere in der Türkei bin ich müde und frustriert von der Polarisierung zwischen sekulären Kemalisten und den Islamisten. Ich gehöre zu keinen von ihnen. Ich glaube daran, sich von der Polarisierung verabschieden und sich einer neuen Art von Beziehungen zuwenden zu müssen. Ich weiß, dass viele Menschen, die draußen auf den Straßen von Istanbul sind, meine Ansichten teilen und ich weiß, dass wir nicht die Einzigen sind. Wir möchten einfach unser Leben in menschlicher Würde leben.

Da ich auf meiner Facebook-Seite Artikel veröffentlichte, die erklärten, was in Istanbul gerade passiert, fragte mich letzte Nacht jemand Folgendes:

„Was erhoffst du dir, erreichen zu können, wenn du dich über unser Land bei Ausländern beschwerst?“

Dieser Blog ist meine Antwort darauf.

Mit dem sogenannten „Beschweren“ über mein Land, hoffe ich Folgendes zu erreichen:

Meinungs- und Redefreiheit,

Achtung von Menschenrechten,

Kontrolle über die Entscheidungen, die ich in Bezug auf meinen Körper treffe,

das Recht zu haben, sich legal in irgendeinem Teil der Stadt zu versammeln ohne als Terrorist angesehen zu werden.

Doch vor allem hoffe ich durch das Verbreiten dieser Informationen an euch, meine Freunde, die ihr in anderen Teilen der Welt lebt, eure Aufmerksamkeit, Unterstützung und Hilfe zu bekommen!

Sagt es bitte weiter und teilt diesen Blog.

Vielen Dank!

Für weitere Informationen und Dinge, die ihr tun könnt, um zu helfen, schaut euch bitte den Aufruf zu dringender Hilfe von Amnesty International an (Call for Urgent Help).

Von der Occupy Gezi Facebook-Seite übernommen. Ebenso benutzt von Reuters.

Autor: Sumandef (Blog „İnsalik Hali„)

Übersetzung aus dem Englischen: Anne-Kristin Fischer

veröffentlicht am 01.06.2013 von sumandef

Kategorie: Politik

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