Europa bereitet sich auf die Zulassung genetisch veränderter Tiere und Insekten vor!
Pressemeldung von Amis de la Terre
Montreuil, 22. April 2013 – Die NGO Amis de la Terre (intl.: „Friends of the Earth“) ist durch eine Bekanntmachung von Gene Watch UK über die letzten Entscheidungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) informiert worden. Im Rahmen ihrer letzten Sitzung in Parma, Italien, hat die EFSA die Leitlinien für die Bewertung der Umweltrisiken im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Tieren beschlossen. Zu den hiervon betroffenen Tieren gehören bisher Fische, Insekten und Vögel sowie Säugetiere aus dem Bereich der Nutztierwirtschaft und Haustiere.
Helen Wallace, Leiterin von Gene Watch UK, kommentiert: „Durch die Annahme dieser Regeln, öffnet die EFSA der kommerziellen Erzeugung genetisch veränderter Fische, Insekten und Nutztiere wie Schweinen und Rindern aus unseren Feldern, Flüssen, Meeren und der Luft Tür und Tor.“
Während in den USA noch um den genveränderten Lachs des Unternehmens AquaBounty gestritten wird, hat die EFSA bereits den Weg für die Einführung in Europa freigemacht! Ein weiteres Mal bedient die Europäische Kommission sich der EFSA, um es zu vermeiden, Gesetze zu erlassen und somit einen strengen rechtlichen Rahmen zu erstellen. Sie fordert stattdessen lieber „Empfehlungen“ der EFSA an.
Die schwerwiegenden Bedenken hinsichtlich der Interessenkonflikte innerhalb der EFSA sind jedoch kein neues Problem. Gene Watch hat eine Klage gegen die EFSA eingereicht, die momentan vom europäischen Ombudsmann geprüft wird. Dabei geht es um Interessenkonflikte innerhalb der Arbeitsgruppe zu genetisch veränderten Insekten.
Mitglied dieser Gruppe ist auch ein Forscher der Universität von Oxford, der durch den Wissenschaftsrat für Biologie und Biowissenschaften des Vereinigten Königreichs mit dem Ziel finanziert wird, gemeinsam mit dem Unternehmen Oxitec gentechnisch manipulierte Insekten zu erzeugen. Die Universität von Oxford ist Investor bei Oxitec und könnte daher im Falle einer Zulassung der kommerziellen Verbreitung gentechnisch manipulierter Insekten davon profitieren. Vier weitere Mitglieder der Arbeitsgruppe haben oder hatten Verbindungen zu Oxitec und haben an gemeinsamen Projekten gearbeitet oder gemeinsame Artikel verfasst. Zwei weitere Mitglieder dieser Gruppe arbeiten für das Programm zur Verwendung gentechnisch veränderter Insekten der Internationalen Atomenergie-Organisation.
Die britische Firma Oxitec hat bereits mit ihren Versuchen mit genmodifizierten Mücken auf den Cayman-Inseln von sich reden machen, ebenso wie mit ihren Freisetzungsversuchen im großen Maßstab in Brasilien, die von der Regierung des Landes unterstützt werden. Außerdem arbeitet diese Firma an gentechnisch modifizierten Schmetterlingen und Mücken. Durch diese neue europäische Regelung könnten sich Milliarden von Raupen, Schmetterlingslarven und genmodifizierten Insekten in Obst und Gemüse wiederfinden. Oxitec ist momentan auf der Suche nach Partnern für die Vermarktung von Olivenfliegen, Taufliegen, Thripsen und Kohlmottenschildläusen – alles Insekten, die gentechnisch modifiziert wurden.
Das Roslin Institute in Edinburgh hat in dieser Woche bekannt gegeben, Schweine in der Art gentechnisch verändert zu haben, dass sie angeblich krankheitsresistent seien. Das Roslin Institute arbeitet außerdem an genmodifiziertem Geflügel.
Christian Berdot der französischen NGO Amis de la Terre meint dazu: „Die extensive Landwirtschaft befindet sich im Endstadium und die Biotech-Unternehmen versuchen schlicht, das Ende weiter aufzuschieben. Aber zu welchem Preis? Wie viele Tausende Insekten werden sich in der Natur wiederfinden und sich vermehren? Welche Konsequenzen wird das für die betroffenen Ökosysteme und die Gesundheit nach sich ziehen? Niemand hat eine Antwort auf diese Fragen. Aber die finanziellen und industriellen Einsätze sind enorm. Und anstatt im Sinne des Gemeinwohls zu handeln, unterstützt die Europäische Kommission die Kurzzeitinteressen einiger Firmen.“
Übersetzung aus dem Französischen
von Conny Leisnering
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